Ich liebe gute Geschichten. Natürlich sind nicht alle Bücher, die man liest, gut. Nicht jede Geschichte spricht einen an. Manchmal merkt man nach der Hälfte des Buches, dass die gute Geschichte nicht bis zum Ende durchgehalten wird. Manches Buch liest man nur aus, weil man muss. Macht nichts. Darüber kann man schließlich auch schreiben. Das tue ich hier bzw. bei den Booknerds.
Wahlkampf in einer Kleinstadt. Bürgermeister Viktor Ballas, seit 24 Jahren an der Macht, legt sich mächtig ins Zeug, um auch dieses Mal wiedergewählt zu werden. Kleiner Diktator, der er ist, ist
ihm jedes Mittel recht. Seine Amtszeit hat er dazu genutzt, seine Position unangreifbar zu machen, indem er sich mit Getreuen umringt, deren Gefolgschaft er sich in jahrelanger Kleinstarbeit
erzwungen hat. Das Wahlvolk weiß er erfolgreich zu bespielen, indem er immer an den richtigen Stellen kosmetische Verbesserungen anbringt und ihm im richtigen Moment Honig ums Maul schmiert.
Politisch hat er sich in all den Jahren vom Linksliberalen zum stramm Rechten entwickelt, was sich auch in seiner Wahlkampfrede bemerkbar macht, in der er traditionelle Werte beschwört und von
neuen Bürgern Integration fordert.
Noch mal neu anfangen mit Mitte vierzig ... nicht viele trauen sich das. Judith Hermanns Protagonistin wagt den Schritt. Meine Rezension ihres neusten Buches findet ihr wie immer bei den Booknerds.
Wegen der eisigen Temperaturen bekommen sie derzeit vorübergehend mehr mediale Aufmerksamkeit, doch im Alltag sind sie so gut wie unsichtbar und werden gerne mal vergessen: Obdachlose, Menschen ohne festen Wohnsitz, im süddeutschen Sprachgebrauch Sandler genannt. Ihre Lobby ist klein und unterfinanziert und kann jede Unterstützung brauchen. Der Sandler ist ein Buch, das Obdachlose sichtbar und ihren Alltag auch all denen begreiflich macht, die diese Bevölkerungsgruppe nur zu gerne schamhaft ausblenden. Sein Protagonist Karl Maurer lebt zudem im reichen München, wodurch der Kontrast zwischen Normalität und perpetuierter Ausnahmesituation noch krasser wird.
Das spannendste Buch, das ich diesen Sommer vorgelesen habe, war wohl Adresse unbekannt von Susin Nielsen, wohlgemerkt auf Niederländisch, aber das ändert ja nichts am Inhalt. Meine Tochter und ich sind sogar im Camper auf dem Parkplatz der Bastei sitzen geblieben, statt gleich loszustiefeln, weil wir uns nicht losreißen konnten.
Freddie und Mattis sind Freunde. Schon immer. Jetzt steht für Mattis alles auf dem Spiel: Noch ein Fauxpas und er fliegt von der Schule. Dabei weiß doch jeder, dass er sich keinen einzigen Tag ordentlich benehmen kann. Freddie hat es sich zur Angewohnheit gemacht, das explosive Temperament seines Freundes zu kompensieren beziehungweise ihn abzulenken und Situationen zu entschärfen. Nicht immer geht das für ihn selbst glimpflich aus. Wie viel ist er bereit einzukassieren, um diese Freundschaft zu erhalten?
Der Todesbaum hat einen schlechten Ruf, denn in seiner unmittelbaren Nähe sind schon mehrere Menschen gestorben. Hendrik will nicht glauben, dass der Baum etwas mit den Todesfällen zu tun hat, doch seit er Anfang des Jahres in ihn hineingeklettert ist und sich dabei verletzt hat, weiß er alles über Bäume, das ist ihm schon aufgefallen. Als er in den Sommerferien wieder ins Allgäu fährt, ist ihm, als spräche das Holz dort zu ihm. Gleichzeitig hat er das Gefühl, selbst zum Baum zu werden. Gibt es sowas? Und was hat das mit den Todesfällen auf sich?
Ich rezensiere normalerweise keine Kinderbücher, vor allem, weil ich sie immer erst lange nach Erscheinungsdatum entdecke, aber dieses möchte ich doch allen wärmsten empfehlen, die heutzutage noch lesende Kinder ab zehn Jahren haben oder die ihren Kindern noch vorlesen. Sonne, Moon und Stern ist eine wunderschöne Geschichte, die sogar gleich mehrere schwierige Themen behandelt und dabei positiv bleibt, ohne oberflächlich zu sein.
Nach How to kill yourself abroad, über das wir im Familienkreis Tränen gelacht haben, ist jetzt How to kill yourself daheim erschienen, nicht ganz so spektakulär, aber immer noch unterhaltsam und lesenswert. Meine Rezension steht bei den Booknerds.
Das Leben ist "nicht nur Pommes und Disco", davon erzählt Nick Martin in seinem Reisebericht Die geilste Lücke im Lebenslauf - 6 Jahre Weltreisen. Noch vor zehn Jahren schien seine Karriere vorgezeichnet, doch dann kam dank eines Neuseelandurlaubs alles anders. Meine Rezension wie immer bei den Booknerds.
Einmal mehr nehme ich mir vor, keine Debütromane mehr zu lesen, denn es sind einfach zu wenige Perlen darunter. Levi ist bei Weitem kein schlechtes Buch, aber eben auch keins, das man gelesen haben muss. Die meisten Debütromane sind zu bemüht und konstruiert, so auch dieser. Meine Rezension steht wie immer bei den Booknerds.
Frau Berg hat wieder extrem lesenswert geschrieben - und ich schäme mich, ihr Buch erst so spät rezensiert zu haben - dabei hat es die größtmögliche Leserschaft verdient. Es veranschaulicht, wohin unsere Welt sich bewegt. Wenn wir so nicht leben wollen, dann müssen sich diejenigen mit positiven Visionen jetzt mal aufraffen.
Genaueres hier.
Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben Frauen sich in vielerlei Hinsicht freigekämpft und weltweit Rechte erworben, die zuvor nur Männern zustanden. Doch wie jede Emanzipationsbestrebung stößt auch diese auf den Widerstand derjenigen, die ihre Privilegien bedroht sehen. Die größte Gefahr für die Gleichheitsbestrebungen der Frauen geht dem niederländischen Soziologen Abram de Swaan zufolge von religiösen Fundamentalisten und Rechtsextremisten aus.
Endlich mal wieder ein Buch, das man einfach nur guten Gewissens allen wärmstens empfehlen kann. Was drinsteht, lest ihr hier.
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